Dienstag, 8. Januar 2013

Vorüberlegungen zu einer systemtheoretischen Image-Theorie am Beispiel des Amokläufers



Der letzte Blog-Beitrag, der sich der Analyse des sogenannten Trollens widmete, wurde am 6. Dezember 2012 veröffentlicht. Acht Tage später bekam eine Passage des Textes „Kontingenz, Kritik und das Internet“ unerwarteterweise eine traurige Aktualität: 

„Es kann zwar vermutet werden, dass es sich bei den meisten Trollen um Personen handelt, die sich aufgrund ihrer strengen moralischen, politischen oder religiösen Ansichten mehr oder weniger selbst isoliert haben. Trotzdem sollte man sich darüber im Klaren sein, was es bedeutet, wenn eine Person mit einer derartig hohen Aufladung an negativen Emotionen wieder in die Lebenswelt anderer Menschen einbricht. Durch das Mobbing via Internet kann man eine vage Ahnung davon bekommen. Das Spektrum reicht wahrscheinlich von Mobbing über Stalking bis tätlichen Angriffen, Terror und im schlimmsten Fall Amokläufen.“ 

Die Rede ist vom Amoklauf des zwanzigjährigen Adam Lanza in der Stadt Newton im US-Bundesstaat Connecticut am 14. Dezember 2012. Über die Motive von Adam Lanza rätselt man bis heute.

Die im Troll-Text implizit enthaltene These lautete, dass es sich bei Amokläufen ebenso wie beim Trollen um eine Folgeerscheinung von sozialen Exklusionsprozessen handelt. Ausgehend von einer interaktionstheoretischen Perspektive wurde versucht das Muster sozialer Prozesse zu beschreiben, die Menschen dazu treibt Situationen mit face-to-face-Kontakten zu meiden, welche psychologischen Folgen diese sozialen Exklusionsprozesse auf die betroffenen Menschen haben und wie sich diese psychologischen Folgen wieder in Kommunikationsprozessen bemerkbar machen. Amokläufe sind die extremste Form in der sich soziale Entfremdung ausdrückt. Um solche tragischen Ereignisse künftig verhindern zu können, gilt es die Ursachen dafür zu identifizieren. Erklärungsangebote gibt es einige. So wurden wenig überraschend wieder die Ego-Shooter für solche Taten verantwortlich gemacht. Ebenso erwartbar wurde auch die laxe Waffengesetzgebung der USA genannt. Aber es gab auch einen neuen Erklärungsansatz der in der fehlenden Krankversicherungspflicht die Ursache für Amokläufe sieht, weil auf diese Weise vielen US-amerikanischen Staatsbürgern die Möglichkeit genommen wird benötigte psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.