Dienstag, 16. Oktober 2012

Beobachtbarkeit - Risiko und Gefahr



Der letzte Blog-Beitrag endete mit der Beobachtung, dass durch das Internet die technischen Möglichkeiten der Beobachtung von Beobachtern immens erweitert wurden und die Gesellschaft sich deswegen mit einem unglaublichen Maß an selbsterzeugter Kontingenz konfrontiert. Dem gegenüber hat sich aber ein Bewusstsein für die damit verbundene gewollte oder ungewollte Anziehung der Aufmerksamkeit noch nicht in ausreichendem Maße gebildet obwohl Beobachtbarkeit an sich nichts grundsätzlich Neues ist. Dieses Bewusstsein wurde auch als Aufmerksamkeit für Aufmerksamkeit bezeichnet. Das mag zunächst eine recht magere Diagnose sein. Berücksichtigt man aber, dass man sich hier auf gesellschaftstheoretischer Ebene bewegt und von Funktions-, Organisations- und Interaktionssystemen abgesehen wird, dann lässt sich nicht mehr sagen. Gesellschaft ist das umfassende System. Außerhalb der Gesellschaft gibt es keine sozialen Systeme. Die eingenommene Perspektive abstrahierte somit von jeglichen Beobachtungsverhältnissen, weil es keine Fremdbeschreibungen von gesellschaftsexternen Beobachtern geben kann. Bevor die innergesellschaftlichen Beobachtungsverhältnisse in den Blick genommen werden, soll zunächst verdeutlicht werden was mit Aufmerksamkeit für Aufmerksamkeit [1] gemeint ist bzw. wie sich diese im Alltag bemerkbar macht.

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Die Öffentlichkeit der Gesellschaft & das Internet



Der vorangegangene Blog-Beitrag schloss mit der Bemerkung, dass der Selbstfindungsprozess der Piratenpartei nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit gelingen kann. Dabei wurde der Begriff Öffentlichkeit zunächst unhinterfragt im normalen Alltagsverständnis benutzt. Mit dem Aufkommen des Internets wurden der Begriff Öffentlichkeit und der Gegenbegriff Privatheit zunehmend fragwürdiger. Das althergebrachte Verständnis, dass Öffentlichkeit vor der eigenen Haustür beginnt, wird dadurch konterkariert, dass Personen heute ihr Privatleben im Internet zugänglich machen und ihre intimsten Details – zumindest im Prinzip – mit einem Millionenpublikum teilen können oder dass über soziale Netzwerke persönliche Daten frei zirkulieren und für jeden zugänglich sind. Das Private wird öffentlich, egal ob freiwillig oder unfreiwillig. Eine klare Grenze lässt sich heute nicht mehr ziehen, wenn die Öffentlichkeit aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten nicht mehr an der Haustür endet. Vielmehr fragt man sich, was Privatsphäre im Internetzeitalter noch bedeuten kann. Das Skandalöse des Internets ist, dass es radikal die bisherigen Vorstellungen davon, was öffentlich und privat ist, in Frage stellt und scheinbar mit unseren alten Gewohnheiten der Darstellung im öffentlichen Raum bricht.